Häufig auftretende Fragen zur traditionellen chinesischen Medizin
Der Arztbesuch setzt eine Terminvereinbarung voraus.
Die Traditionelle Chinesische Medizin basiert auf einer ganzheitlichen Denkweise und Diagnostik. Die Behandlung beginnt mit einer ganzheitlich orientierten Anamnese- und Befunderhebung. Diese beinhaltet:
1. Betrachtung: Shen (Vitalität), Gesichtsfarbe, äußeres Erscheinungsbild, Sinnesorgane, Zungendiagnose
2. Auskultation & Olfaktion (Befunderhebung durch Gehör und Geruch): Stimme, Atmung
3. Betastung: Pulsdiagnose
4. Befragung: Beschwerden, Gesundheitsbefinden, Krankheitsgeschichte, Soziales und Emotionales sowie Lebensstil
Durch die Befunderhebung mit den Vier Diagnostischen Verfahren gewinnt der behandelnde Arzt ein ganzheitliches energetisches Menschenbild. Hierbei kann der Arzt, je nach dem Energiestatus des Patienten Ratschläge zur Vitalitätsförderung (Yang Shen) und zur Vorbeugung von Erkrankungen geben. Mithilfe der Vier Diagnostischen Verfahren kann der Arzt nun ein Krankheitssyndrom feststellen. Anschließend folgt der rationale Weg zu einer TCM-Diagnose. Dieser Weg besteht aus drei Schritten:
• Ordnung der erhobenen Befunde nach den Acht Leitkriterien
• Bestimmung von wirksamen krankheitsauslösenden Agenzien oder Störfaktoren (Sechs klimatische Exzesse und Sieben Emotionen)
• Bestimmung der betroffenen Funktionskreise bzw. Leitbahnen.
Nach diesen drei Schritten kann die Symptomkonfiguration bestimmt werden (Bian Zheng). Mithilfe dieser Vorgehensweise entsteht die Diagnose der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Schulmedizinische messbare Befunde, wie z.B. Laborwerte, EKG, Ergometrie, Röntgen und MRT werden während der Konzipierung der individuellen Therapiestrategie ebenfalls integriert, damit die Krankheit mit der bestmöglichen individualisierten Behandlungsmöglichkeit geheilt werden kann.
Schematische Darstellung der Vorgehensweise
Die Akupunktur (lat.: acus = Nadel, punctio = das Stechen) hat den Eingang in die moderne westliche Medizin über die Schmerztherapie gefunden.
Doch warum bewirkt der Nadeleinstich eine Linderung und Heilung der Beschwerden?
In der Akupunktur geht man von Lebensenergien (Qi) des Körpers aus, die auf definierten Leitbahnen, den Meridianen, zirkulieren und einen steuernden Einfluss auf alle Körperfunktionen haben.An bestimmten Punkten der Meridiane kann der Qi-Fluss reguliert werden.
So wird ein gestörter Energiefluss für Erkrankungen verantwortlich gemacht, welcher schließlich durch Einstiche der Nadeln in auf den Meridianen befindlichen Akupunkturpunkten ausgeglichen werden kann. Dadurch wird die eigene Heilkraft angeregt.
Aus der schulmedizinischen Sicht wirkt die Akupunktur
• schmerzlindernd
• immunsystemmodulierend
• abschwellend
• durchblutungsfördernd
• vegetativregulierend
• psychisch ausgleichend
• tonisierend und entspannend
• Sie hat sogar eine psycho-neuro-endokrine Wirkung auf den menschlichen Körper
Bei Verwendung guter Akupunkturnadeln und bei entsprechender Erfahrung des behandelnden Arztes ist der Nadelstich lediglich mit geringen oder ganz ohne Schmerzen verbunden. Bei sehr empfindlichen Patienten und kleinen Kindern können darüber hinaus feine Nadeln oder Laserakupunktur angewandt werden.
In der Regel werden bei akuten Beschwerden weniger Akupunktursitzungen benötigt, während bei chronischen, langjährigen Beschwerden mehrere Sitzungen vonnöten. Hierbei ist eine exakte Diagnose nach der TCM die unbedingte Voraussetzung für eine effektive Therapie. Erst danach kann ein Behandlungsplan und eine sinnvolle Auswahl der zu behandelnden Akupunkturpunkte und Arbeitstechnik bestimmt werden.
In Abhängigkeit von Konstitution, Kondition und Erkrankung des Patienten können unterschiedliche Arbeitstechniken der Akupunktur angewandt werden. Unten wird jede einzelne beschrieben.
Moxibustion
Die Moxibustion ist eine Phyto-und Wärmetherapie. Die Akupunkturpunkte werden nicht nur mit Nadelreizen, sondern auch mit lokaler Wärmeanwendung mittels glimmenden Beifußkrautes bearbeitet. Moxakraut wird meist in eine Kegel- oder Zigarrenform verarbeitet. Die Verwendung von qualitativ hochwertigem Moxakraut bei der Moxibustion ist überdies rauchfrei und geruchsarm.
Mikrosystemakupunktur
Dass der Körper in sich einzelne Regionen enthält, die ihn widerspiegeln, ist seit langer Zeit in unterschiedlichen Kulturen bekannt und wurde/wird in der Reflexzonentherapie ausgenutzt. So sind in Tibet alte Aufzeichnungen vorhanden, in denen dargestellt wird, dass jeder einzelne Teil des Körpers ein Abbild des Gesamtorganismus sei. Vermutlich gab es bereits in früheren Zeiten Akupunktursysteme, in dem ein kleiner Teil des Körpers andere Teile des Körpers darstellt und diese therapieren kann.
Bereits vor etwa 60 Jahren wurde dokumentiert, dass der Franzose Dr. Paul Nogier über eine Patientin von einem Punkt am Ohr erfuhr, der ihre Ischiasprobleme genommen hatte, nachdem er von einem asiatischen Arzt ausgebrannt worden war. Schließlich wurde ihm klar, dass das Ohr in seiner Gesamtheit den ganzen Menschen darstellt: Das Ohr sieht aus wie ein auf den Kopf gedrehter Embryo, und dementsprechend verteilen sich auf ihm die Akupunkturpunkte.
Das neue Verfahren stellte eine kleine Sensation dar, da der gesamte Körper in einem kleinen Bereich diagnostiziert und sehr effektiv behandelt werden konnte. Es wird weiterhin nach neuen Punkten und an verschiedenen Systemen geforscht. Neben der französischen Ohrakupunktur gibt es weitere Systeme, von denen die chinesische Ohrakupunktur die größte Bedeutung besitzt.
Mit der Entdeckung der Mikroakupunktursysteme entstand somit ein neues Forschungsfeld. In Ost und West begannen andere Ärzte nach diesen Mikroakupunktursystemen zu forschen, sodass in den 70er Jahren zwei entscheidende Entdeckungen gemacht wurden: der Yamamoto New Scalp Acupunkture (YNSA) nach Dr. Toshikatsu Yamamoto und der ECIWO-Akupunktur nach Prof. Yingqing Zhang (chinesischer Biologe).
Akupressur
Bei der Akupressur wird stumpfer Druck auf bestimmte Punkte des Körpers, die in den Meridianen liegen, ausgeübt. Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Akupressur als Therapie unter der Überschrift „Akupunktur“ klassifiziert. Oft wird auch der Begriff Akupunkturmassage benutzt.
Elektrostimulationsakupunktur
Die Elektrostimulationsakupunktur bezeichnet einerseits ein elektromedizinisches Verfahren in der Medizin, die auf Ansichten der Traditionellen Chinesischen Medizin, insbesondere der Akupunktur, beruht. Andererseits ist das Akupunkturverfahren mit Nadeln gemeint, welche zusätzlich mit einem geringen elektrischen Strom stimuliert werden. In der Praxis werden zwei Akupunkturpunkte über die Nadelgriffe elektrisch miteinander verbunden, sodass die Stimulation verstärkt wird.
Dauernadelakupunktur
Die Dauernadelakupunktur wird auch als Intradermalakupunktur bezeichnet. Kurze feine Nadeln werden intrakutan appliziert und anschließend unter einem Pflaster fixiert.
Injektionsakupunktur
Die Injektionsakupunktur bezeichnet die Injektion von traditioneller chinesischer Pharmaka, Homöopathika oder Vitaminlösung in die Akupunkturpunkte, mit der Absicht, den Therapieeffekt zu steigern.
Laserakupunktur
Bei der Laserakupunktur wird ein Lasergerät (bevorzugt Softlaser) an den Akupunkturpunkten verwendet, damit ein Einstechen mit Akupunkturnadeln vermieden werden kann. Angewandt wird dies häufig bei Kindern und empfindlichen Patienten sowie bei Wundheilungsstörungen. Dieses Verfahren ist schmerzlos und benötigt keinen Hautkontakt.
Schröpfen
Das Schröpfen stellt eine uralte Heilmethode dar, die in verschiedenen Kulturkreisen Anwendung findet. In den westlichen Naturheilverfahren zählt es zu den ausleitenden Heilverfahren, allerdings kann das Schröpfen im Verständnis der Traditionellen Chinesischen Medizin, je nach Technik, auffüllend oder unterschiedlich stark ableitend wirken. Es wird ein regional begrenztes Vakuum auf bestimmten Bereichen der Körperoberfläche erzeugt, um eine Verbesserung der Durchblutung und Mikrozirkulation zu erreichen.
Gua Sha
Gua Sha ist eine Schabetechnik, die noch mehr als das Schröpfen zur Volksmedizin verschiedener Kulturen gehört. Diese Heilmethode vertreibt pathogene äußere Faktoren von der Oberfläche, bewegt Körperflüssigkeiten (Jin Ye) und stagniertes Qi sowie Blut, stabilisiert die Poren und verhindert weiteres Eindringen von pathogenen Faktoren.
Vor über 2000 Jahren wurden in China Kräuter bei Krankheitszuständen verbreitet angewandt. Die Chinesische Arzneimitteltherapie stellt sich als eine Hauptheilmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin dar und wird meistens als eine Mischung von verschiedenen Kräuterbestandteilen (Pflanzenwurzel, -stamm, -zweig, -blatt, -blüte oder -samen), manchmal auch zusätzlich Mineralien und tierischen Bestandteilen, bei der Behandlung verabreicht. Die Kombination der Heilkräuter wird je nach Krankheitszustand des Patienten individuell festgelegt.